Besser konnte das Wetter am vergangenen Freitag in Manderscheid nicht mitspielen. Denn am Fuße der Niederburg versammelten sich bei strahlendem Sonnenschein knapp 100 geladene Gäste auf der Turnierwiese, um gemeinsam ein touristisches Highlight einzuweihen: Den Burgen-Klettersteig Manderscheid, der sich in ein einmaliges Landschaftserlebnis einbettet und mittelschwere Kletterpassagen mit kurzen Wanderstrecken verbindet.
Bürgermeister Manuel Follmann freute sich sehr über ein solches „Leuchtturmprojekt“ in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land und erhofft sich damit, den Tourismus in der Region weiter voranzubringen und das Angebot insbesondere für jüngere Leute und Familien zu erweitern. Das dürfte aufgrund des einzigartigen Charakters des Steigs nicht schwer sein, denn, so zitiert Follmann den Kletterbuchautor und Ersteller der Topographischen Tafel, Axel Jentsch Rabl aus Tirol, „[d]er Burgenklettersteig in Manderscheid - das gleich mal vorweg - ist der beste, außer alpine Klettersteig Deutschlands! Die Ferratatour hat einfach alles, was ein wirklich guter Klettersteig braucht - tolle Landschaft (schöne Stadt, meist am Bach, Vulkaneifel pur), geschichtliche Highlights (Ober- und Niederburg und die alten Ritterpfade) und natürlich tolle, teilweise auch recht knackige Klettersteigpassagen. Bei dieser Ferrata quert man primär an den Felsen entlang, natürlich gibt es auch steile Vertikalpassagen - der Schlüssel zum Erfolg ist oft etwas tricky, man muss links und rechts nach guten Tritten für die Füße Ausschau halten. Sicher rinnt einem nach der geschafften, recht langen Klettersteigtour etwas der Schweiß von der Stirn oder es schlottern sogar ein wenig die Knie auf der 60-Meter-Burgenbrücke, aber man hat am Ende beim sogenannten Kaisertempelchen ein tolles Glücksgefühl und kann noch einmal den perfekten Ausblick auf die Eifel-Landschaft und die zwei Burgen genießen."
Dies konnte auch Stadtbürgermeister Günter Krämer nur bestätigen, der in diesem Zusammenhang noch einmal die Wichtigkeit des Tourismus für die Stadt Manderscheid unterstrich. „Ca. 30.000 Gäste mit ca. 60.000 Übernachtungen im Jahr lassen uns zu den tourismusintensivsten Gemeinden in Rheinland-Pfalz zählen“, so Krämer. „Da ist es doch klar, dass man mit neuen Ideen versucht, unsere herrliche Naturlandschaft mit solchen Highlights wie diesem Klettersteig aufzuwerten.“
Und genau da setzt die LEADER-Förderung des Landes Rheinland-Pfalz an, deren Aufgabe es ist, Ideen, die aus der Gesellschaft, quasi bottom-up, geboren werden, und die eine Entwicklung oder gar eine Verbesserung der Lebensqualität und der wirtschaftlichen Lage des ländlichen Raums bedeuten, mit einer Zuwendung von der Europäischen Union, dem Land, den Kommunen wie auch von Privaten zu versehen.
So freute sich auch Staatssekretär Andy Becht, sich bei der offiziellen Eröffnung selbst vom Ergebnis des mit einer Premiumförderung in Höhe von 75% geförderten Vorhabens zu überzeugen. „Das bildet ab, was die Eifel alles zu bieten hat, was sie Großartiges hervorbringt, welche Angebote sie hat“.
Er dankte in diesem Zusammenhang allen, die an diesem einzigartigen Projekt beteiligt waren und es geschafft haben, die Idee in nur zwei Jahren in die Tat umzusetzen.
Dem Dank schloss sich auch der Landtagsabgeordnete Dennis Junk an, der noch einmal die hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten, angefangen beim Verbandsgemeinderat, über die zuständigen Behörden bis hin zu den Projektleitern Georg Fox, Günter Weins und Marius Warscheid, unterstrich.
Doch was kann man sich nun genau unter dem Burgen-Klettersteig vorstellen?
Revierförster Georg Fox brachte es auf den Punkt: „Der aus dem Italienisch stammende Begriff ‚via ferrata‘, Eisenweg, bezeichnet treffend einen mit Drahtseilen versicherten Steig, den man mithilfe einer Ausrüstung aus Sitzgurt, Klettersteigset und Helm durchklettern kann. Früher wurden Felspassagen von Wanderwegen oft mit Stahlseilen abgesichert. Daraus entwickelten sich mit der Zeit Klettersteige, die immer schwierigere Routen für Nichtkletterer begehbar machten. Hierbei gibt es an manchen Stellen Tritthilfen, die das Begehen erleichtern, wobei es je nach Schwierigkeitsgrad auch schon recht herausragend sein kann. Wer zum Beispiel hier den sogenannten Klettersteig am Bremmer Calmont kennt, trifft dort auf einen aus Metallstücken abgesicherten Wanderpfad mit kurzen Leiterpassagen, der ohne Klettersteigausrüstung locker zu begehen und mit dem Burgen-Klettersteig überhaupt nicht vergleichbar ist.“
Denn um den neuen Klettersteig in Manderscheid begehen zu können, braucht es vor allem Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Kondition, insbesondere Armkraft. „Auf etwa vier Kilometer Länge gibt es drei Etappen des Klettersteigs in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die sich in das bestehende Wanderwegenetz einknüpfen, sodass der Klettersteig entweder als Ganzes oder aber jede Etappe einzeln bestiegen werden kann. Über ein Kilometer wurde dabei mit Seilen gesichert“, beschreibt Fox den Burgenklettersteig.
Startpunkt ist dabei der Burgenparkplatz am Ortseingang von Manderscheid bzw. bei der Kurverwaltung, wo man auch die entsprechende Ausrüstung ausleihen kann. Diese ist unabdingbar, wenn man den frei zugänglichen wie auch kostenlosen Steig absolvieren möchte. Ungeübten wird dringend empfohlen, sich an erfahrene Begleiter/-innen zu wenden oder zunächst einen Klettersteig-Kurs zu besuchen. Darüber hinaus ist der Steig nur Personen zugänglich, die mindestens 40 kg schwer sind sowie eine Größe von 1,40 Meter und eine Reichhöhe von 1,60 Meter aufweisen.
Bevor die Redner im Anschluss das Band durchschnitten und damit offiziell den Burgen-Klettersteig eröffneten, segnete Pastor Eich den Steig mit den Worten „Viele Wege führen zu Gott. Einer geht über die Berge.“
Anschließend beschritt Georg Fox gemeinsam mit einer Gruppe zukünftiger Kletterführer die dritte Etappe des Klettersteigs und gab damit den erwartungsvollen Gästen auf der Turnierwiese einen kleinen Vorgeschmack auf das neue Freizeit-Highlight.
Info:
Verleih von Sicherheitsausrüstung
Helm, Klettergurt und Klettersteigset können gegen Gebühr bei der GesundLand Tourist-Information im Kurhaus, Grafenstraße 21, ausgeliehen werden. Reservierung telefonisch unter +49 6572 998 9005 oder per Mail an .
Öffnungszeiten
Mo-Fr 09:00 Uhr - 12:30 Uhr und 13:30 Uhr – 17:00 Uhr
Sa-So 09:30 Uhr - 12:30 Uhr Verleih und Gästeservice
15:30 Uhr - 17:30 Uhr nur Rücknahme (kein Gästeservice)
Nähere Infos unter www.burgenklettersteig.de