Über die Herausforderung des Fachkräftemangels, die 56 % der deutschen Unternehmer als größtes Geschäftsrisiko ansehen, diskutierten am Montag, dem 20.01.2020, Vertreter aus regionaler Wirtschaft und Kommunalpolitik in der Synagoge in Wittlich. Das erste „Innovationsforum HR“, das von der Stadt Wittlich und dem Medien- und IT-Netzwerk Trier-Luxemburg (kurz MITL e.V.) ausgerichtet wurde, drehte sich rund um die Frage, wie kleine und mittelständische Unternehmen den sogenannten „War for Talents“ gewinnen können. Die Veranstaltung begann um 17 Uhr mit einer recht unkonventionellen Vorstellungsrunde aller 150 anwesenden Gäste. Die Moderatoren des Abends, Leonard Preisler (Stadtrat Wittlich) und Stefanie Kohl (Kreistag Bernkastel-Wittlich), führten dazu ein Kurzinterview im „Barcamp-Format“ mit allen Teilnehmern durch, bei dem die Gäste sich und ihre Verbindung zum Thema Human Resource in drei Hashtags beschreiben sollten. Diese kurze und prägnante Vorstellung bot einen anschaulichen Querschnitt durch die regionale Wirtschaft und zeigte die Vielfalt der Unternehmen im Großraum Trier auf.
In der sich anschließenden Begrüßung durch die beiden Gastgeber, Joachim Rodenkirch (Bürgermeister der Stadt Wittlich) und Dr. Thomas Simon (Vorsitzender des MITL und Geschäftsführer des IT-Hauses Föhren), wurde deutlich, dass die Region Vorteile für Arbeitskräfte bietet, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf anstreben. Bürgermeister Rodenkirch betonte hier, dass der attraktive Freizeit- und Naherholungsraum Eifel-Mosel-Hunsrück gerade im Vergleich zu urbanen Ballungszentren Vorzüge aufweise. Die Gastgeber wollen getreu dem Motto „mehr Landlust statt Landfrust“ jungen, potenziellen Arbeitskräften Mut machen, die Region als Berufs- und Lebensmittelpunkt zu wählen.
Andreas Dittes, Berliner Start-up-Unternehmer, präsentierte in einer kurzweiligen Keynote zunächst wichtige Eckpunkte der aktuellen Arbeitsmarktlage und gab den anwesenden Geschäftsführern und Personalverantwortlichen dann praxisnahe Tipps und Empfehlungen für deren Recruiting. Als zentrale Botschaft nahmen viele Teilnehmer mit, dass der Rekrutierungsprozess deutlich beschleunigt werden muss, will man im Wettkampf um die besten Talente bestehen.
In der darauf folgenden Talkrunde konnten weitere Aspekte und Lösungsansätze rund um die Themen Fachkräftegewinnung und Mitarbeiterbindung herausgearbeitet werden. Holger Linden, Geschäftsführer der Bäckerei Wildbadmühle, zieht mit seinem Unternehmen von Traben-Trarbach an den Standort Wittlich-Wengerohr und will das Bäckereihandwerk in einem gläsernen Gebäude neu und modern präsentieren. Dass die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle bei der langfristigen Bindung von Mitarbeitern spielt, wusste Orlando Policicchio vom Start-up Company Mood GmbH aus Saarlouis zu berichten, der eine Software zur Abfrage der Mitarbeiterzufriedenheit entwickelt hat. Renata Zukaite-Schmitz schilderte Erfahrungen aus dem Unternehmensalltag von ProContur GmbH, einem Mittelständler aus Wittlich-Wengerohr: Die Integration von Flüchtlingen und Weiterbildung derselben gelingt hier auf vorbildliche Art und Weise. Dass auch an äußerst abgeschiedenen Unternehmensstandorten durchaus erfolgreich Fachkräfte gewonnen werden können, stellte Cornelia Pauly von Rauschert GmbH aus Oberbettingen, einem Hersteller von technischer Keramik, anschaulich dar.
Das Innovationsforum endete mit einem sich bis in die späteren Abendstunden ziehenden Imbiss, der Raum zum Networking bot, sowie dem allenthalben vernehmbaren Wunsch, die Veranstaltung zu wiederholen und das Thema Fachkräftemangel gemeinsam anzugehen.
v.l.n.r. Andreas Dittes, Cornelia Pauly, Renata Zukaite-Schmitz, Holger Linden, Orlando Policicchio,
Joachim Rodenkirch, Stefanie Kohl, Leonard Preisler, Dr. Thomas Simon
v.l.n.r. Holger Linden, Renata Zukaite-Schmitz, Orlando Policicchio, Stefanie Kohl,
Leonard Preisler, Cornelia Pauly, Andreas Dittes
(Fotos Andreas Scholer)